Altusried

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Spielzeit:
11. Juni bis 21. August 2005
Schirmherr:
Dr. Thomas Goppel

Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller

Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts, im so genannten "Hundertjährigen Krieg" zwischen England und Frankreich - die Engländer hatten zu dieser Zeit nahezu ganz Nordfrankreich unter ihrer Kontrolle und sogar Paris eingenommen - taucht im geschlagenen französischen Heer plötzlich dieses lothringische Bauernmädchen Johanna auf. Sie beruft sich auf göttliche Stimmen, die ihr den Auftrag erteilt hätten, Frankreich zu retten und Karl, den französischen Thronfolger, zur Königskrönung nach Reims zu führen. Und tatsächlich gelingt es den Franzosen, unter Johannas Führung in der berühmten Schlacht um Orleans im April 1429, die Engländer entscheidend zu besiegen.

Bei Schiller - und das ist der Angelpunkt seiner "romantischen Tragödie" - gelobt Johanna "der ird'schen" Liebe zu widerstehen und sich nie mit einem Mann einzulassen. In der siegreichen Schlacht um Reims aber verliebt sie sich unsterblich in den jungen englischen Feldherrn Lionel, bricht also ihr Gelübde und verliert im Glauben an ihre Schuld all ihre Kraft, die sie bisher so unbesiegbar gemacht hat.

Nach der Königskrönung wird sie von ihrem Vater vor König und Volk des Pakts mit dem Teufel angeklagt. Johanna deutet dies als Strafe Gottes und schweigt zu den Anschuldigungen, sie wird von ihrem König verbannt und von den Engländern gefangen genommen. Dort entsagt sie ihrer Liebe zu Lionel, befreit sich aus ihrer Gefangenschaft und wendet in einem letzten Gefecht die schon verloren geglaubte Schlacht zum Sieg. Tödlich verwundet stirbt Johanna - alles verklärend - in den Armen ihres Königs: "Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude."

Schon diese grob verkürzte Inhaltsangabe macht deutlich, dass diese Geschichte den idealen Stoff für ein spannendes Theaterstück hergibt und alles bietet, was die herrliche Altusrieder Naturbühne für ein großes attraktives Freilichtspiel braucht und unvergleichbar macht: Unzählige große und kleine Rollen, spektakuläre Massenszenen mit einem Riesengelage bei Musik und Tanz, drei große Schlachten, die Erstürmung einer gigantischen mittelalterlichen Stadtmauer und nicht zuletzt eine unterhaltsame, packende Geschichte um Liebe, Fanatismus, Freiheitskampf und Tod. 

Hinter den Kulissen der Freilichtspiele 2005

Erstmals findet bei den Altusrieder Freilichtspielen eine Kooperation mit einem anderen Theater statt, dem Mannheimer Nationaltheater. Ulrich Schwab, dortiger Generalintendant und ebenfalls Altusrieder hat die Inszenierung übernommen, die insbesondere wieder von eindrucksvollen Massenszenen und großen Schlachten mit über 250 Soldaten und Reitern lebt. Neben den intensiven Proben der meist doppelt besetzen Sprechrollen haben auch der Freilichtspielchor mit 150 Sängerinnen und Sängern viele Wochen und Monate mit der Einstudierung der eigens komponierten Chöre hinter sich, während für die Soldaten und Ritter - ob zu Fuß oder zu Pferd - eigens Fechtproben angesetzt wurden. Als Fechtlehrer konnte hierfür der dritte Weltmeister im Bereich historisches Fechten und Dozent an der Theaterakademie und Schauspielschule Köln, Emil Hartmann gewonnen werden.

Die Bühnenmusik für Freilichtspielchor und die Altusrieder Harmoniemusik stammt, wie schon beim "Wilhelm Tell" im Jahr 2002, aus der Feder des Altusrieder Komponisten Dietrich Stern, der auch diesmal die musikalische Gesamtleitung übernommen hat und mit seinen Musikern und Sängern ein immenses Probenpensum absolviert hat. Ob die Chöre oder die Bühnenmusiken, alles in Altusried wird live sein und kommt nicht von der Konserve. Stern hat sich als musikalischer Leiter und Komponist bereits an den Theatern in Berlin, Wiesbaden und Frankfurt einen Namen gemacht.
Das Spiel von der lothringischen Schäfertochter Johanna beginnt inmitten einer großen Schafherde. Ein Schäfer aus der Oberpfalz hat Ende Mai 300 Schafe nach Altusried getrieben, wo ihm für seine Herde über die Sommermonate zwischen den Vorstellungen ausreichend Weidefläche zur Verfügung gestellt wird.

Wie schon bei den früheren Freilichtspielen hat der Altusrieder Bauhof mit einer ganzen Reihe freiwilliger Helfern die Erstellung der Bühnenbauten übernommen. Unter anderem wurde eine 7,5 Tonnen schwere, tote Esche in das Spielgelände verpflanzt. Eine quer durch das Spielgelände verlaufende und 9 Meter hohe Stadtmauer wurde ebenso geplant und gebaut wie eine ganze Reihe von Türmen, Toren, Kirchen, Häusern und Brücken.

Ein Großteil der benötigten Kostüme, Kostümteile und Rüstungen für die rund 500 Mitwirkenden kommt aus dem Fundus des Mannheimer Nationaltheaters und wird von Altusrieder Näherinnen angepasst. Weitere Kostüme stammen aus dem großen Fundus in Altusried.

Spielleiter und Hauptdarstellerinnen

Die Inszenierung der "Jungfrau von Orleans" hat erstmals Ulrich Schwab übernommen, der Generalintendant des traditionsreichen Mannheimer Nationaltheaters, das sich 1782 mit der Uraufführung von Schillers "Räuber" und seither durch eine lebendige Pflege des Werks des großen deutschen Dichters als "Schillerbühne" einen Namen gemacht hat.

Schwab, der im Außenbereich von Altusried einen kleinen Bauernhof besitzt und dem von seiner Frau, der Opernsängerin Hildegard Schwab-Heichele, geleiteten "Musischen Zentrum Altusried" als Vereinsvorstand vorsteht, arbeitete viele Monate mit mehreren jungen Altusriederinnen an der schwierigen Rolle der Johanna.      

"Die Anforderungen sind enorm", sagt er, "denn es genügt nicht reiten und den herrlichen aber schweren Schillert-Text sprechen zu können. Unsere Johanna muss mit großer emotionaler Kraft glaubhaft machen, dass sie in dieser Männerwelt imstande ist, ein ganzes Heer zu begeistern und zum Sieg gegen einen übermächtigen Feind zu führen."

Drei Johannas teilen sich die Hauptrolle: Die 17-jährige Gymnasiastin Lina Müller, die 22-jährige Studentin der Theater- und Medienwissenschaften Johanna Mayer und die 24-jährige Mediengestalterin Simone Weiss. "Alle drei sind ganz unterschiedlich", sagt Schwab, "aber jede von ihnen ist eine sehr gute Johanna. Sie spielen die Rolle alternierend, und es lohnt sich - allein der drei Johannas wegen - bestimmt, die Vorstellung mehrmals anzuschauen."

Das Making-Of

Die Entwicklung und Produktion der "Jungfrau von Orleans wurde von einem professionellen Fernsehteam begleitet.

Die DVD über das "Making Of" der Freilichtspiele 2005 ist im "Dorflädele" (Kirchstraße 3, Tel.: 08373 545) erhältlich.

Fotos

Fotos von den Aufführungen finden Sie in unserem Fotoalbum.